Immobilienlounge 01-2014 - page 40

WIRTSCHAFT 40
Herr Professor Weissmann, zahlreiche Fa-
milienunternehmen haben Nachwuchs-
sorgen, alleine in den nächsten fünf Jah-
ren suchen 10.000 Unternehmer einen
Nachfolger.
Zunächst einmal ist das rein biologisch ein-
fach zu erklären. Es gibt weniger Kinder.
Dazu kommt, dass die Frauen die Kinder
immer später bekommen, was dazu führt,
dass potentielle Nachfolger noch sehr jung
sind, wenn die Eltern aufhören. Dann ist
eine Zwischenlösung mit einem Fremd-
management gefragt. Die extremste Mög-
lichkeit ist der Verkauf, wenn die Kinder
einfach nicht wollen. Die Eltern zeigen den
Kindern leider oft zu spät, wie schön es ist,
Unternehmer zu sein.
Das heißt?
Die Kinder lernen: Die Eltern sind viel be-
schäftigt, oft nicht da, gearbeitet wird
auch am Wochenende, sie haben we-
nig Zeit, zu Hause wird nur über das Ge-
schäft gesprochen. Und mit 25 heißt es
dann, du wirst jetzt mein Nachfolger. Man
könnte aber auch zeigen, dass es schön
ist, selbstständig zu sein, etwas fortfüh-
ren zu können, stolz darauf zu sein. Kinder
sollen ein realistisches Bild vom Unterneh-
mer bekommen, keine Frage, aber sie sol-
len gezeigt bekommen, dass es ein Privi-
leg sein kann, Unternehmer zu sein.
Sie waren 21 und mitten im Studium, als
Sie das eigene Familienunternehmen
übernahmen.
Ich war im Grunde vollkommen überfordert
und mir ist es bis heute ein Rätsel, wie die
Firma das überlebt hat. Man kann mit 21
heute ein Start up gründen oder Internet-
Apps entwickeln, aber eine klassische Fir-
ma, wir kommen aus dem Heizungsbau,
Mineralölhandel, führen, mit Banken ver-
handeln, das können sie mit 21 nicht. Das
lernt man auch an keiner Hochschule.
Waren Sie eigentlich schon immer ein Frei-
geist?
Für mich war immer klar, dass ich mich
selbstständig mache. Ich wäre wohl ein
ganz schlechter Mitarbeiter, weil ich mich so
schwer an fremde Regeln anpassen kann.
Deswegen habe ich auch so viele Punkte in
Flensburg. Ich wollte immer etwas machen,
was mir Freude macht und wo ich etwas ge-
stalten kann. Dass das so schnell und in der
Formkam, hätte ichmir nicht gewünscht, aber
es war die größte Lehrzeit meines Lebens.
„Es muss doch
möglich sein,
mittelständischen
Unternehmen einen
Leitfaden an die Hand
zu geben, mit dem
sie arbeiten können.“
Prof. Dr. Arnold Weissman
unterrichtet „Unternehmens-
führung für Wirtschaftsun-
ternehmen“ an der Hoch-
schule Regensburg. Mit uns
sprach der Inhaber einer Be-
ratungsfirma über langweilige
Seminare, Naturgesetze und
den „German Mittelstand“.
DIE LOGIK DER
WIRTSCHAFT
Prof. Dr. Arnold Weissman musste bereits mit 21 Jahren das Familienunternehmen übernehmen
Text Jens Hirsch | Fotos Marcel Krummrich
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