Immobilienlounge 01-2014 - page 42

WIRTSCHAFT 42
gefühlt 3.000 Vorträge gehalten, ich habe
noch nie eine andere Antwort gehört. Al-
les, was wir tun, hat einen Zweck: die Über-
lebensfähigkeit unseres Unternehmens zu
steigern. Die Biologie ist die Logik des Le-
bens. Dann schauen mich die Teilnehmer
an und nicken, weil es logisch klingt. Aber
damit können sie ja noch nicht arbeiten.
Das ist ja nur das Prinzip, dann entwickle
ich einen Plan.
„Ein System, das wachsen
muss, um leben zu
können, stirbt.
25 Prozent Rendite,
so ein Schwachsinn.“
„Das oberste Ziel
muss die Schaffung
zufriedener Kunden
sein und nicht,
die Eigentümer
reich zu machen.“
In der Biologie gibt es auch keine Gier, wie
bei uns Menschen.
Genau. Ein System, das wachsen muss, um
leben zu können, stirbt. Diese Aussage he-
belt aber erst mal unser gesamtes Wirt-
schaftssystem aus, das ja auf Wachstum
aufgebaut ist. 25 Prozent Rendite, so ein
Schwachsinn. Diese Absurdität von Kapital-
märkten, die nichts davon verstanden ha-
ben, wie natürliche Prozesse funktionieren.
Wir müssen doch dahin kommen, dass
das oberste Ziel eines Unternehmens die
Schaffung zufriedener Kunden ist und
nicht, die Eigentümer reich zu machen.
Wenn die Kunden zufrieden sind, kommt
das Geld von ganz allein. Aber nicht anders-
herum, sonst wedelt der Schwanz mit dem
Hund. Alle wissen das, aber die wenigsten
verhalten sich so. Nehmen Sie die Automo-
bilindustrie, die kennen nur eine einzige
Größe: Stückzahl.
Allein in Europa gibt es derzeit eine Über-
kapazität von 1 Million Fahrzeugen…
Das ist doch klar, weil sie die Kapazitäten
in den Maximalkonjunkturzyklen hochfah-
ren. Jetzt beschweren sie sich, dass sie
fünf Prozent weniger verkaufen als im letz-
ten Jahr. Dabei wurden voriges Jahr so vie-
le Autos verkauft wie noch nie. Wenn jedes
Jahr zehn Prozent mehr produziert wird, löst
das eine exponentielle Funktion aus, die
man irgendwann nicht mehr steuern kann,
das System kollabiert. Ein Unternehmen
muss wachsen können, es darf aber nicht
wachsen müssen. Ich habe doch nichts ge-
gen Wachstum. Wenn eine gute Leistung
erbracht wird, steigen die Preise, das ist
doch hervorragend. Die Grundlage ist aber
der Beitrag, den ich leiste und nicht „Ich
will zehn Prozent Gewinnmaximierung“. Ich
muss doch als Unternehmen auch kleiner
werden können. Wo ist das Problem? Diese
Grundlogik ist so naheliegend und wird so
mit Füßen getreten. Wir denken alle ganz
anders, drei Prozent höheres Bruttosozial-
produkt, dann haben wir gleich einen höhe-
ren Lebensstandard. Als wenn jemand des-
wegen glücklicher ist.
Kommen wir zu Ihrem Spezialthema: Fa-
milienunternehmen. Über 90 Prozent der
aktiven Firmen in Deutschland sind in
Familienhand. Ist unsere gesamte Wirt-
schaft von ihnen abhängig?
Absolut. Unter Familienunternehmen ver-
stehen wir Unternehmen, bei der die Mehr-
heit der Anteile in Familienhand ist. Das
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